Aargauer
Zeitung
27.06.2005
BERN Zu wenige Plätze für Kinderbetreuung
Um familienergänzende
Betreuungsangebote für Kinder im Vorschulalter ist es in der
Schweiz schlecht bestellt: Rund 50 000 Plätze in Krippen und
bei Tagesfamilien fehlen laut einer Studie.
Krippen seien wichtige Verbindungsglieder zwischen Familien und
Gesellschaft, sagte der Kinder- und Jugendpsychologe Andrea Lanfranchi
an einer Tagung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Solche
familienergänzende Betreuungsangebote für Kinder im Vorschulalter
förderten Schulbereitschaft und Bildungschancen.
Laut einer SNF-Studie,
die erstmals wissenschaftlich gesicherte Zahlen liefert wird für
rund 168 000 Kinder potenziell ein Platz in einer Krippe oder bei
einer Tagesfamilie nachgefragt. Dies entspräche bei einer gewünschten
Betreuungsdauer von zwei Tagen einem Bedarf von rund 84 000 Plätzen.
Die Autorinnen und Autoren schätzen das heutige Angebot auf
etwa 30 000 Plätze.
Die Forscherinnen
und Forscher hatten in einer ersten Phase rund 600 vorwiegend Schweizer
Haushalte befragt. Diese Hauptstichprobe erweiterten sie um eine
Umfrage bei 150 Familien kroatischer, italienischer und portugiesischer
Nationalität. Wie markant die Verschiebungen sind, zeigt ein
Blick auf die erste Umfrage.
Lassen heute
10 Prozent der befragten Familien ihre Kinder in einer Krippe betreuen,
würden sich bei der hypothetischen Wahl der Betreuungsform
30 Prozent dafür entscheiden. In die Obhut von Tagesmüttern
geben derzeit 5 Prozent ihren Nachwuchs, 21 Prozent würden
es gern tun.
Die Untersuchung
geht im weiteren auf die Faktoren ein, die das Nachfrageverhalten
beeinflussen. Zentral ist dabei das Einkommen. Steigt der Lohn um
10 Prozent, nimmt die Nachfrage um 5,6 Prozent zu. Ein wichtiger
Faktor sind auch die Preise der Krippen: Wird das Angebot um 10
Prozent teurer, sinkt die Nachfrage um 12 Prozent.
Erarbeitet wurde
die Studie vom Forschungs- und Beratungsbüro Infras, vom Istituto
Microeconomia e Economia Pubblica der Universität Lugano und
vom Beratungsbüro Tassinari. (sda)
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